Sprache ist auf den ersten Blick die Ansammlung diverser akustischer Signale, mit welchen sich Menschen verständigen. Mit großem Jubel wird so die erste Zusammensetzung von Lauten bei einem Baby begrüßt, welche man als Wort erkennt. In den weiteren Monaten und Jahren des Menschenlebens wird diese hörbare Form der Kommunikation weiter verfeinert. Es könnte fast der Eindruck entstehen, dass ohne die korrekte Aneinanderreihung von Vokalen und Konsonanten ein Austausch zu Bedürfnissen und Meinungen nicht stattfinden könnte. Um den solchermaßen festgelegten Weg auch mit fremden Kulturen pflegen zu können, wird daher in der Bildung auch großer Wert auf die Beherrschung von Fremdsprachen gelegt.
Ignace Feuerlicht hat sich einmal in Anlehnung an Thomas Mann darüber beklagt, dass die Welt der Worte so begrenzt ist in Relation zur Unendlichkeit der Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse. Spannend. Tatsächlich ist es wohl jedem schon mal so ergangen, dass einem die Worte gefehlt haben, um präzise das auszudrücken, was gerade in einem vorgeht. Da kann man sich zum Glück, ein wenig Empathie von allen am Gespräch beteiligten Seiten vorausgesetzt, der nonverbalen Möglichkeiten des Austausches bedienen: aus dem Augenkontakt, aus der Gestik, aus der Mimik oder der Stimmfarbe allein kann da zum Beispiel bereits wertvolle Zusatzinformation transportiert werden, zu welchen man in den Worten keinen Platz mehr gefunden hat.
Aber auch in die andere Richtung können Phänomene im Alltag beobachtet werden: dass nämlich Sprache allein bereits ein Zuviel an Information beinhaltet. Eine Mehrinformation mitschwingt, welche vielleicht gar nicht beabsichtigt ist. Besonders deutlich wird dies, wenn man etwa die als Juristendeutsch bekannte Ausdrucksweise jener gegenüberstellt, welcher sich eher im Sozialbereich tätige Menschen bedienen.
Juristisch gebildete Personen verfallen da leicht in eine Härte und Präzision in den Formulierungen, welche Skepsis auslöst: es wird zwar rein vom Sprachlichen erkannt und verstanden, was da gesprochen wird, doch irgendwie kommt es einem doch wie ein spanisches Dorf vor, was da gemeint sein könnte. Wobei man spürt: irgendwas steckt da in der Botschaft abseits der einzelnen Worte. Denn oft genug hat man schon gehört davon, dass jemand leichtfertig Kleingedrucktes unterschrieben oder einen falschen Klick auf einer Seite im Internet gemacht hat, wo eigentlich harmlos klingende Worte standen, die sich aber im Nachhinein als bedeutsam für weitreichende Konsequenzen herausgestellt haben. Vorsatz oder Verschulden etwa haben im alltäglichen Sprachgebrauch eine ganz andere Bedeutung als im juristischen Zusammenhang. Sobald also in einem Text juristische Formulierungen auftauchen, läuten die Alarmglocken, da man vermutet, dass jetzt jedes Wort auf die Waagschale zu legen ist mit der Gefahr, dass ansonsten mit Konsequenzen zu rechnen ist, die so nicht absehbar waren.
Anders ist es, wenn in sozialen Berufen tätige Menschen genau dieselben Worte verwenden. Da schwingt dann eine Weichheit mit, bei welcher man rasch das Gefühl bekommt, Vertrauen fassen zu können. Es kommt da rascher die Bereitschaft auf, aufeinander zuzugehen und gemeinsam an Lösungen zu basteln, welche zu allseitiger Zufriedenheit führen können. Jene Worte, die im juristischen Zusammenhang noch einen Rechtfertigungsreflex ausgelöst hätten, setzen nun Energien frei, Schulter an Schulter mit dem Gegenüber nach vorne zu schauen.
Was macht Sprache mit Ihnen? Sind Sie sich dessen bewusst, was Sie alles auslösen können im Gegenüber bereits allein durch Worte?